Am 27. und 28. September 2023 fand die diesjährige CamundaCon statt, zum ersten Mal in Nordamerika, im Herzen von New York City. Ein heiß diskutiertes Thema auf der Konferenz: die Integration generativer KI in der Prozessautomation mit Camunda.
Hybrid oder live vor Ort: spannender Austausch auf allen Ebenen
Als Hybrid-Konferenz organisiert konnten tausende Camunda-User:innen, -Entwickler:innen, -Kund:innen und sonstige Interessierte aus aller Welt kostenlos zuschauen und über die jüngsten Erfolge und die Zukunft der Prozessautomatisierung diskutieren. Die volle Erfahrung „aufsaugen“ konnte aber natürlich nur, wer vor Ort in Brooklyn war. Ich hatte die Chance als Speaker dabei zu sein, begleitet von meinem Kollegen Toasty.
Schon beim Pre-Confernece Networking Dinner konnten wir Speaker und Camundis erste Kontakte knüpfen, bereits bestehende ausbauen und sich auf die Konferenz am nächsten Tag einstimmen.
Passend zum Ort der diesjährigen CamundaCon gab es natürlich einige amerikanische Speaker: vom U.S Patent and Trademark Office über Walmart und Cisco. Mit der Zurich Insurance Group, der Provinzial und dem CERN waren aber auch europäische Vertreter am ersten Tag zu hören, die allesamt ihren Einsatz der Camunda Plattform und ihren Fortschritt in der Prozessautomatisierung demonstrierten.
KI und Camunda: ein Thema, viele Möglichkeiten
Das Thema KI fand erste Erwähnung in der Keynote von Camunda CEO Jakob Freund. Das Thema bewegt auch die BPM-Gemeinde zunehmend, Camunda selbst arbeitet in verschiedenen Bereichen daran, generative KI in die Plattform zu integrieren:
- automatische Erzeugung von Formularen für User-Tasks
- automatische Generierung von Prozessdiagrammen
- Unterstützung bei der Modellierung durch hilfreiche Tipps und Vervollständigung von Diagrammen nach best-practices
Am zweiten Konferenz-Tag habe ich die morgendliche Lauf-Session um 6:30 mit Camunda Co-Founder Bernd Rücker zwar nicht verschlafen, aber komischerweise doch irgendwie verpasst 😉; war dafür aber nach dem Frühstück bei seiner interessanten Keynote zusammen mit CTO Daniel Meyer. Auch hier das für mich herausstechende Thema: KI. Zusätzlich gab es einen tieferen Einblick in den neu gelaunchten Marketplace für Camunda-8-Konnektoren.
Anschließend gab es spannende Talks u.a. der Landeshauptstadt München sowie der AXA, jeweils zu ihrem Stand der Prozessautomatisierung.
GPT und BPM – Was soll das denn?

Und irgendwann war es dann so weit für meine Präsentation auf dem Roof. Schnell mit einem Mikrofon verkabelt und eine kurze Einweisung später wurde ich von Moderator Michael Sanders angekündigt und es ging auf die Bühne. Aufregend!
KI und BPM war schon immer ein Thema, schließlich versuchen wir Geschäftsprozesse zu automatisieren. Die Möglichkeiten klassischer, fixer Algorithmen sind dort immer wieder schnell ausgeschöpft und der Default-Fallback ist viel zu oft einen Usertask auszusteuern. Was wir programmatisch nicht oder nicht mit vertretbarem Aufwand hinbekommen, muss dann eben „schnell“ die Sachbearbeitung erledigen.
Leider sind deren Ressourcen in der Regel eh schon chronisch erschöpft und für jeden neuen, digitalisierten Prozess im Unternehmen neue Arbeitsaufträge hinzuzufügen ist kein wirklich skalierbarer Ansatz. Hyperautomation bedeutet auch: wir wollen mehr und mehr Prozesse digitalisieren, zunehmend auch Randprozesse um den Geschäftskern herum. Nur skaliert die menschliche Arbeitskraft nicht mit, darum brauchen wir zwei Dinge:
- Entlastung der Sachbearbeitung durch intelligente Automatisierung
- Solution Acceleration und Erweiterung des Kreises derjenigen, die neue Prozesse automatisieren können
Auf beide Punkte zahlt die Verwendung von generativer Sprach-KI (Large Language Models – LLMs) wie den Modellen der GPT-Klasse von OpenAI ein.
Potenziale von Sprach-KI in der Prozessautomatisierung
Auf riesigen Datenmengen aus unterschiedlichsten Domänen trainiert, bieten diese Modelle eine Vielzahl neuer Möglichkeiten in der Automatisierung – und das ganz ohne selbst aufwändig eigene Daten sammeln und ein Modell trainieren zu müssen. Das Vortraining dieser großen Modelle ist so umfangreich, dass sie sich ganz einfach auf neue Aufgaben „abrichten“ lassen.

Integriert in einen BPMN-Prozess können so automatisierte Entscheidungen getroffen werden, unstrukturierte Daten (E-Mails, Briefe) können automatisch in strukturierte Daten (JSON-Format) überführt werden, wir können E-Mails und Briefe automatisch verfassen oder übersetzen und sogar firmeninterne Datenquellen anschließen, um z.B. vollautomatisch Support-Anfragen auf Basis minutenaktueller Daten beantworten zu können.

LLMs haben also das Potential viele Aufgaben in unseren Prozessen zu automatisieren, die vorher eigentlich nur von Menschen bearbeitet werden konnten (oder teuren, spezialisierten KI-Lösungen). Gleichzeitig ist die Anwendung – da keinerlei Code geschrieben werden muss – so einfach, dass auch weniger technisch versierte Personen sehr mächtige Automatisierungen „zusammenklicken“ können. Dafür haben wir eine Reihe von Konnektoren für Camunda 8 gebaut, die die meisten technischen Details verstecken und nur die nötigste Konfiguration (meist in natürlicher Sprache) einfordern. So können mehr Menschen viel mehr automatisieren!

Den kompletten Talk und alle Folien zu meinem Talk gibt es hier zum Download.
Die Konnektoren finden sich auf Github.
KI und BPM: ein Wendepunkt und der Anfang spannender Entwicklungen
Auch wenn wir hier noch am Anfang einer Entwicklung stehen, sehe ich einen wichtigen Wendepunkt im BPM-Bereich erreicht. Die Entwicklung der nächsten Jahre wird sehr spannend – und von multimodalen Modellen, die neben Text auch direkt Dokumentenscans oder an eine Schadensmeldung angehängte Fotos verarbeiten und beurteilen können, habe ich noch gar nicht angefangen.
Es war mir eine Ehre, bei der ersten CamundaCon in Nordamerika als Speaker dabei gewesen zu sein. Es war eine super organisierte Veranstaltung mit großartigen Menschen und einfach eine mega Erfahrung!