Die Hannover Grizzlies habe es geschafft: Platz 2 der Tabelle gehört den 1. Herren, die in der Regionalliga Nord spielen. Nach einem spannenden Saisonende konnten sie sich knapp hinter die Hamburg Pioneers kämpfen.
Doch wie trainiert so ein American Football Team eigentlich und lassen sich vielleicht Konzepte erkennen, von denen auch Unternehmen lernen können? Grob sehe ich beim Football-Training drei Phasen, die ich mir in diesem Beitrag näher anschauen will: die Arbeit eines Individuums, die Arbeit an den Aufgaben in Positionsgruppen und die Arbeit im kompletten Team, wenn die Aufgaben orchestriert werden müssen.
Das Individuum ist wichtig!
Wenn ich meinem Vater, der seit 50 Jahren Fußball spielt und sieht, von American Football erzähle, bekomme ich häufiger zu hören: „Da gibt es doch überhaupt keinen Individualismus mehr!“. Doch da muss ich im widersprechen. Ja, American Football ist für mich der ultimative Teamsport und vieles ist durch Spielzüge oder Strategien vorgegeben – aber jeder Plan hält bis zum ersten Kontakt.
American Football ist ein Sport, in dem ich wie in keinem zweiten durch eine klare Struktur sehe, wie ein Individuum in großen Ganzen wirkt. Ein erfolgreiches Team besteht aus der Summe seiner Teile. Im Football ist bereits in den Amateurligen die Arbeit an der Athletik jedes Einzelnen ungeheuer wichtig. Athletik und Technik sind entscheidend in der Verletzungsprävention. Jedes Teammitglied geht idealerweise ins Fitness-Studio und arbeitet dort an den Muskelgruppen, die für die eigene Position wichtig sind. Viele Vereine schließen für ihre Mitglieder dafür eigens Partnerschaften ab. Die Kraft und die Geschwindigkeit der Spieler kommen aus der Arbeit, die sie dort reinstecken.
Die Positionsgruppe als Schmiede für gute Technik
Im Football gibt es unterschiedliche Positionsgruppen, in denen sich die Spieler wiederfinden. In diesen Gruppen wird in jedem Training an der Technik gearbeitet. Gegen welches Körperteil meines Gegenspielers muss ich in welcher Situation bei einem Block drücken? Welche Laufwege muss ich wann nehmen? Was mache ich mit meinem Kopf oder dem Ball im Arm, wenn mich jemand tackelt? Diese Fragen und noch viele mehr werden in diesem Teil des Trainings beantwortet und einstudiert, bis sie ins Muskelgedächtnis übergehen. Hier kommen die Individuen aus dem Fitness Studio zusammen und arbeiten am Spezialwissen ihrer Positionsgruppe. Dieses Spezialwissen erfüllt später eine Aufgabe im Team. Die korrekte Ausführung wird durch ihr Training im Fitness-Studio unterstützt: Ist es bspw. für deine Positionsgruppe wichtig tief im Stand zu bleiben, gibt dir ausgiebiges Beintraining eine entscheidende Basis, wie gut und lange du das durchhältst.
Das Team: Orchestrierung unterschiedlicher Aufgaben
Die letzte Phase eines Football-Trainings ist die Team-Phase. Vorher haben die einzelnen Positionsgruppen an sich gearbeitet, jetzt geht es darum, am übergreifenden Zusammenspiel zu feilen. Eine komplette Offense und eine komplette Defense stehen sich gegenüber, bestehend aus unterschiedlichen Positionsgruppen mit unterschiedlichen Aufgaben für den kommenden Spielzug. Es ist eine Orchestrierung, die zum Einüben von Timings und Abhängigkeiten unabdingbar ist. Es ist die Vorbereitung und die Generalprobe vor dem Spiel.
Dabei wird auch sehr häufig auf Scouting zurückgegriffen. Das bedeutet, dass die Offense zum Beispiel die Formationen und Spielzüge des kommenden Gegners spielt, damit die eigene Defense sich darauf vorbereiten kann. Andersherum macht die Defense das Ganze genauso. Der Erfolg dieses Trainings beruht auf den Erfolgen aus dem Positionsgruppen-Training und der Arbeit die jeder Einzelne dort hineinsteckt.
Holisticon und das Verbessern auf unterschiedlichen Stufen
Grob arbeitet jedes American Football auf diese Art und Weise, weil es sich bewährt hat. Auch bei Holisticon fine ich viele Parallelen zu diesem Modell, und dass dies etwas ist, was uns erfolgreich macht.
Unseren Teammitgliedern steht explizit ein Teil ihrer Arbeitszeit zur Verfügung, um an sich selbst zu arbeiten, um als Individuum besser zu werden und sich neue Fähigkeiten zu erarbeiten. Das kann beispielsweise eine neue Programmiersprache sein, eine spannende Technologie oder auch methodische Ansätze – jeder Mensch kann hier individuell schauen, wie er sich weiterentwickeln möchte, was ihn selbst voranbringt, genau wie auch das Team und das Unternehmen.
Die zweite Stufe dazu ist eine Gruppe zu finden, wie die Positionsgruppe im Football, die das neue Wissen und die neuen Techniken kondensiert. Wir bei Holisticon nennen sie Workstreams: Interessensgruppen, in denen sich Menschen thematisch zusammenfinden und gemeinsam daran arbeiten, ihr Wissen zu diesen Themen weiter zu vertiefen, es praktisch auf unterschiedliche Problemstellungen anzuwenden und sich dabei intensiv fachlich auszutauschen.
Die letzte Ebene ist das Einfügen des neuen Wissen, der neuen Technologien und Konzepte bei dem Kunden. Die Implementierung dieser Sachen ist eine Teamaufgabe, die einer gewissen Orchestierung bedarf. Die individuellen Feinheiten, die jedes neue Projekt mit sich bringt, bedürfen neben einer ausführlichen Bedarfsanalyse zu Beginn auch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Wenn Herausforderungen auftreten, die nicht vorhersehbar waren, müssen wir adäquat reagieren. Denn: Jeder Plan hält bis zum ersten Feindkontakt.