Die Domain Driven Design Europe (kurz DDDEU) in Amsterdam ist – neben der KanDDDinsky in Berlin – eine von zwei großen DDD-Konferenzen in Europa. Unsere Kollegen Martin Günther, Stefan Heldt und Stefan Zilske waren am 8. und 9. Juni 2023 nicht nur als Teilnehmer vor Ort. Mit seinem Workshop war Martin auch Teil des hochkarätig besetzten Programms, zu dem mit Eric Evans, Kent Beck und Alberto Brandolini durchaus ein bisschen IT- und DDD-Prominenz erwartet wurde.
Das Programm war vielfältig und überraschend praxisorientiert


Klassische Talks gab es verhältnismäßig wenig, dafür zahlreiche zweistündige Hands-On Labs zu sehr verschiedenen Themen. Genauso überraschend war, dass es bei den Talks erstaunlich wenig um DDD im engeren Sinne ging. Man merkt deutlich, dass die Community über diesen Punkt hinweg ist und weit über den Tellerrand schaut, mit einem Hang zu soziotechnischen Themen, wie beispielsweise Xin Yao in ihrer Keynote „Systems thinking in large-scale modeling“ oder auch Simone de Gijt mit ihrem hervorragenden Talk „Wired! How your brain learns new (programming) languages“ (hier eine ältere Aufzeichnung).
Über den DDD-Tellerrand schaute auch unser Kollege Martin
Sein Workshop „Creating magical moments – applying Liberating Structures to Collaborative Modeling“ stieß auf reges Interesse sodass beide Räume gut gefüllt waren. Bereits in Gesprächen im Vorfeld fiel ihm auf, wie verbreitet Liberating Structures schon in der DDD-Community sind – und wie kritisch sie manchmal gesehen werden. Das überwältigende Feedback auf den Workshop legt aber die Vermutung nahe, dass es ihm offenbar gelungen ist, auch einigen erfahrenen Facilitatoren einen neuen, inspirierenden und frischen Zugang zu Liberating Structures zu vermitteln.
Der Workshop kann zwar nicht durch eine Präsentation ersetzt werden, aber für alle Interessierten sind hier Martins Folien auf Slideshare zum Nachlesen hinterlegt.
Allen, die Martins Workshop in Amsterdam verpasst haben, sei im Oktober die KanDDDinsky in Berlin ans Herz gelegt. Dort bietet sich euch erneut eine Chance.
Weitere Höhepunkte
Ein Highlights war natürlich auch der Talk von Kent Beck mit dem Titel „Tidy First? A Daily Practice of Empirical Software Design“.
Der Talk beschäftigte sich mit der Frage, ob man vor einer fachlich motivierten Änderung „schlechten“ Code erst einmal aufräumen sollte, um dann die Änderung einfacher machen zu können. Oder ob man den verdienten Schmerz ertragen muss (vor allem, wenn man den „schlechten“ Code selbst geschrieben hat) und wie man dadurch die Beziehung zu sich selbst verbessern kann. Brillant vorgetragen merkt man Kent an, dass er zurecht zu den Begründern und Visionären der heutigen IT-Industrie gehört.
Das gleiche gilt auch für den Talk von Simone de Gijt – sicherlich ein Musterbeispiel dafür, wie man souverän Vorträge hält!
Abschließend betrachtet, brachte die DDD im Amsterdam viele interessante Anregungen mit sich und rückte wieder den Gedanken ins Bewusstsein: Software und Software-Entwicklung sind immer Teil eines größeren soziotechnischen Systems, dass man betrachten und managen sollte – oder sogar muss!