Vor über einem Jahr, am 07. September 2017, begann in Hannover ein neues Kapitel für die Liberating Structures Community: Die von Holisticon ins Leben gerufene Liberating Structures Usergroup Hannover traf sich zum ersten Mal im Hafven. Seitdem hat sich das Hannoveraner Liberating Structures-Meetup fest im Veranstaltungskalender vom Hafven etabliert und bringt jeden Monat interessierte Menschen zusammen, die über den Tellerrand blicken und konkret an Themen arbeiten wollen – zuletzt in unserem Septembertreffen, von dem wir euch hier berichten wollen. Doch zuerst einmal: Was sind Liberating Structures überhaupt?
Was sind Liberating Structures?
Liberating Structures sind eine kleine Sammlung von 33 Methoden, die man bei allen Gelegenheiten, in denen Interaktion eine Rolle spielt, oder bei denen Lösungen gewonnen werden sollen, einsetzen kann – egal, ob Meeting, Seminar, Schulung oder Coaching. Sie ermöglichen eine direkte und unmittelbare Kommunikation, in der alle einbezogen werden und in kurzer Zeit brauchbare Lösungen entwickeln. Damit bereiten sie den Weg für eine neue und dynamischere Form der Zusammenarbeit, und langweilige und ergebnislose Meetings gehören der Vergangenheit an. Mehr Infos zu Liberating Structures gibt es z.B. auf der deutschen Website und in unserem Blogartikel .
Liberating Structures in Hannover ausprobieren
Die Usergroup bietet nun also jeden Monat die Möglichkeit, Liberating Structures in kleinem und geschütztem Rahmen selbst auszuprobieren, um sie direkt im eigenen Arbeitsumfeld nutzen zu können – ob als Teilnehmer oder sogar selbst als Moderatorin. So trafen wir uns auch am 05. September wieder im Hafven bei Snacks und Getränken – denn bei unserer Usergroup soll natürlich niemand hungrig nach Hause gehen. Das Motto des Abends: Veränderung in der Arbeitswelt. Die Begriffe New Work und Change begegnen einem seit einiger Zeit immer häufiger in Medien und auf Events. Allerdings auch so häufig, dass sie für viele schon zu Buzzwords verkommen sind. Dabei verändert sich die Arbeitswelt ja wirklich, und jeder von uns ist in irgendeiner Form betroffen. Wir wollten also das Buzzword „New Work“ begreifbar machen: Wie betrifft mich Veränderung konkret in meinem Arbeiten, und welche Probleme bringt das mit sich? Und im Anschluss sollten Lösungsansätze entwickelt werden. Doch zuerst gab es eine Kennenlernrunde mit Impromptu Networking, um die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in lockerer Runde zusammenzubringen. Die Leitfrage lautete: „Wofür brennst du?“, und führte ausnahmslos zu angeregten Gesprächen, die ohne das strikte Timeboxing durch unsere Moderatoren Christian Weinert und Maret Zepernick wahrscheinlich noch den ganzen Abend angedauert hätten. Doch wir hatten da ja noch unser Thema, dem wir uns widmen wollten: Veränderungen in der Arbeitswelt.
Mit Liberating Structures Probleme identifizieren…
Wir nutzten die Structure „1-2-4-All“, um erst einmal alle Probleme der Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu formulieren und einzuordnen. Die Fragestellung: „Welche Erfahrungen, Herausforderungen, Hindernisse etc. habt ihr in eurem konkreten Arbeitsalltag, die mit New Work in Verbindung stehen (könnten)?“ Bei der Structure sammelt zunächst jeder Teilnehmer für sich allein schriftlich alle Punkte, die ihm oder ihr zur Fragestellung einfallen. Im Anschluss werden Zweiergruppen gebildet und man tauscht sich aus. Entweder kann man alle gesammelten Punkte beibehalten, oder man reduziert die Zahl der Punkte, damit zum Ende ein oder zwei Punkte pro Gruppe herauskommen. Nach dieser Phase kommen immer zwei Zweiergruppen zu Vierergruppen zusammen und tauschen sich wiederum über die Punkte aus, sammeln alles oder reduzieren die Zahl der Punkte. Am Ende stellt jede Gruppe ihre Punkte vor, und der Moderator sammelt alles und sortiert nach Themen. Mit dieser Methode hatten wir in unserem Fall herausgefunden, welche Probleme die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit und durch Veränderungen in der Arbeitswelt haben, und zwar in kurzer Zeit, und alle kamen zu Wort. Schnell konnte man auch Muster und wiederkehrende Themenbereiche entdecken: Am häufigsten ging es um Probleme im Zusammenhang mit Führung, Hierarchien und Strukturen.
… und konkrete Lösungsansätze entwickeln
Nun ging es ans Eingemachte: Mithilfe der Structure „Discovery Action Dialogue“ (DAD) sollten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, wieder in Gruppen, konkrete Ideen entwickeln, wie sie mit den Problemen umgehen könnten. Und zwar keine hochtrabenden Absichtserklärungen, sondern wirklich erste, umsetzbare Schritte und Ideen. Dabei half ihnen ein Fragenkatalog mit Fragen wie „Was trägst du selbst effektiv zur Lösung des Problems bei?“, oder „Was hält dich davon ab, zur Lösung des Problems beizutragen?“. Einen möglichen Schritt in Richtung Problemlösung lieferte auch die Frage „Kennst du jemanden, der oder die das Problem schon mehrfach gelöst und dabei Hindernisse überwunden hat? Welche Verhaltensweisen oder Praktiken haben diesen Erfolg ermöglicht?“ in Verbindung mit der Frage „Was muss nun getan werden, damit es umgesetzt werden kann?“. Die Ergebnisse sprachen für sich selbst: Alle Gruppen hatten sofort jede Menge Ideen und gingen sehr motiviert aus dieser Übung hervor.
Sharing is Caring
Im letzten Teil konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre Ergebnisse in der Structure „Shift & Share“ miteinander teilen, und zwar in einer interaktiven Art und Weise: Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse wie auf einer Messe, und entsenden jeweils eine Person, die die anderen „Stände“ besucht und sich dort mit den anderen Gruppen austauscht. So bekommen die Gruppen durch die externe Person noch einmal neue Impulse, und die entsendete Person kann wiederum neue Impulse mit in die eigene Gruppe bringen. Im Gegensatz zu einem Vortrag wird hier echter Austausch gefördert, und alle können sich einbringen. Bei einem Vortrag hingegen redet nur eine Person, und die anderen hören zu – und schlafen im schlimmsten Fall ein. Von einem interaktiven Format wie Shift & Share können alle Beteiligten viel mehr mitnehmen, was die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch in der Feedbackrunde bestätigten.
Viele Möglichkeiten zum Mitmachen
Wir treffen uns an jedem ersten Mittwoch im Monat im Hafven. Die Usergroup lebt von und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Deshalb freuen wir uns, wenn ihr auch einmal eine oder mehrere Structures ausprobieren wollt. Sprecht uns einfach an, oder schreibt uns, und wir können gemeinsam eine Session planen.
Wir freuen uns auf euch, egal ob in Hannover oder Hamburg!