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Magic Estimation: Die Alternative zum Planning Poker

Fibonacci-Folge

Bestimmt saßt Ihr auch schon in Projekten, in denen die Estimation Meetings sehr langwierig und zäh waren. Wenn man alle Meinungen ausdiskutiert, dann zieht sich ein Estimation Meeting schon mal auf bis zu zwei Stunden hin – und so richtig glücklich ist damit eigentlich keiner.

Aber es geht auch anders!

Die Schätzung der Stories des Backlogs in nur 15 Minuten? Ja, das geht mit Magic Estimation.

Ablauf

Beim Magic Estimation verteilt Ihr die Planning Poker Karten einfach auf dem Boden im Raum. Die darauf befindlichen Fibonacci-Zahlen 0, 1, 2, 3, 5, 8 etc. repräsentieren die Komplexität einer Story (8 ist achtmal so komplex wie 1 usw.). Die Stories des gesamten Backlogs drückt Ihr dann den Teammitgliedern in die Hand. Wir haben nur einmal das gesamte Backlog geschätzt und picken uns immer nur die am höchsten priorisierten Stories raus. Das sind in der Regel zwischen 20 und 30 Stories. Ist der Timer gestartet, schätzt jedes Teammitglied seine Stories, in dem es jede Story zu einer Fibonacci-Zahl zuordnet (je nachdem wie komplex die Story in Relation zu anderen eingeschätzt wird). Wir schätzen in idealen Projekttagen, oft wird auch mit einer Referenz-Story geschätzt. Ist ein Teammitglied mit seinen Stories fertig, läuft es entlang der verteilten Planning-Poker-Karten am Boden und schaut, ob die von anderen Teammitgliedern zugeordneten Stories auch in etwa seiner Schätzung entsprechen. Ist dies nicht der Fall oder gibt es noch Klärungsbedarf zu einer Story, können Stories verschoben oder mit anderen Teammitgliedern besprochen werden.

Magic Estimation

In der Grundidee von Magic Estimation soll eigentlich nicht geredet werden, wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass es sehr nützlich ist, sich schon im Magic Estimation Meeting abzustimmen. Fällt dabei z.B. auf, dass eine Story zu oft hin und her geschoben wird und sich das Team nicht einigen kann, so könnt Ihr das separat nach dem Magic Estimation behandeln.

Sind alle Teammitglieder den Pfad der Planning-Poker-Karten mit den zugeordneten Stories entlanggelaufen und gibt es keine Bewegung mehr bzw. ist der Timer abgelaufen, braucht Ihr  nur noch die Story Points auf die Stories zu übertragen. Et voilà! Die Stories sind geschätzt – magisch!

Vorteile

Ihr könnt mit dieser Schätzmethode sehr viele Stories sehr schnell schätzen, da keine unnötigen Diskussionen entstehen und wirklich jedes Teammitglied voll bei der Sache ist.

Nachteile?

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob aufgrund der nur kurzen Diskussion die Schätzungen überhaupt verlässlich sind. Ich meine: ja! Denn die Diskussion bleibt nicht aus, sondern verschiebt sich mehr in das Planning II mit Task Breakdown. Und trotzdem sind auch nach meiner Erfahrung die Schätzungen aus dem Magic Estimation sehr verlässlich.

Welche Erfahrungen oder Meinungen habt Ihr zum Magic Estimation?

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Über den Autor

Die Holisticon AG ist eine Management- und IT-Beratung aus Hamburg. Wir entwickeln beste Individualsoftware, Webplattformen und Apps. Geschäftsprozesse durchdringen wir und automatisieren sie. Große Datenmengen machen wir mit Smart-Data-Ansätzen beherrschbar. ...und das alles agil.

5 Kommentare

  1. Eine sehr interessante Methode, um frischen Wind in die allzu oft zähen Schätzrunden zu bringen!

    Der kritische Unterschied zum gleichzeitigen Aufdecken des Planning Pokers scheint mir zu sein, dass hier psychologische Anker gelegt werden (http://de.wikipedia.org/wiki/Ankerheuristik), die jeweils den Rest der Runde beeinflussen könnten. Wie sehen eure Erfahrungen diesbezüglich aus?

  2. @Hendrik: meiner erfahrung nach ist es in der tat so, dass zuweisungen, die mutmasslich kompetente teammitglieder gemacht haben, haeufig von den anderen einfach akzeptiert werden. Die bestehende unsicherheit, die beim poker zu tage tritt, wird hier verschleiert. Dementsprechend merkt man nicht, dass klaerungsbedarf besteht und die klaerung findet nicht statt, bzw. erst spaeter, wenn man dann vielleicht auch merkt, dass der scheinbare experte doch etwas fundamentales uebersehen hat und seine schaetzung, der sich die anderen angeschlossen haben, quatsch war.

  3. Ich werde den Ansatz in meinem Team mal ausprobieren. Allerdings dauern bei uns Planning-Poker-Sessions auch gern mal einen halben Tag bis einen ganzen Tag, je nach Umfang des Projektes und der Komplexität der Arbeitspakete.

  4. Ist ein sehr effektiver Ansatz, um klassische Anker zu umgehen und sehr SEHR grob Aufwände zu ermitteln (und zu erkennen wo größere Risiken liegen). T-Shirt-Größen bieten sich aus meiner Sicht an, wenn sie nicht bereits anderweitig belegt sind.

    Kritisch betrachten würde ich die Aussage das unnötige Diskussionen vermieden werden. Man vergisst zu leicht, das die Diskussion der wirkliche Benefit der Schätzrunden ist. Auch mit mehr Zeit in den Grooming Meetings werden wir nie eine 100% zuverlässige Schätzung haben. Die gibt es immer erst „hinterher“. Aber das alle wissen was das Ziel ist und wie es erreicht werden kann, das ist der wahre Benefit dieser Sessions.

  5. Magic Estimation eignet sich recht gut für initiale Projektstarts mit groben Backlog Items. Für spätere Estimations benötigt man vermutlich mehr Diskussionsbedarf. Wenn sich das Team schon gut kennt und die Velocity bekannt ist, dann braucht man ME wahrscheinlich gar nicht mehr, um psychologische Anker zu umgehen. Wenn man sehr viel Items abschätzen will, würde ich aber immer mit ME starten.

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