Auf den ersten Blick haben die beiden Dinge keine Gemeinsamkeiten. Angeregt durch das Buch „Software-Architekturen dokumentieren und kommunizieren“ von Stefan Zörner sowie eine Schulung zum iSAQB ® Certified Professional for Software Architecture habe ich in letzter Zeit häufiger über die Dokumentation von Software-Architekturen nachgedacht. Dabei sind mir gewisse Parallelen zu Politiker-Interviews aufgefallen.
Die Software ist die Dokumentation
Gerade in kleineren Projekten wird gerne gesagt, dass die Software selbsterklärend ist und keiner Dokumentation bedarf. Das mag sogar sein: Gut strukturierte Software zeigt dem geneigten Betrachter, wie sie aufgebaut ist und wie sie funktioniert. Was einem die Software aber selten verrät, ist, warum sie so ist wie sie ist. Schon gar nicht können wir herauslesen, warum bestimmte Dinge nicht getan wurden, da diese ja nicht in der Software enthalten sind. Wichtig ist also, Entscheidungen und Begründungen zu dokumentieren, für Dinge die in die Architektur und Software eingeflossen sind, wichtiger noch für Dinge, die nicht eingeflossen sind.
Zwischen den Zeilen lesen und hören
Kommen wir zu den Politiker-Interviews. Eigentlich bräuchte man die nicht durchzuführen. Schließlich steht in den Parteiprogrammen, welche Positionen die Partei – und damit ihre führenden Köpfe – vertreten. Warum sollen sich die Journalisten also die Mühe machen, Politiker zu befragen? Meistens sagen sie in den verschiedenen Interviews ja dasselbe. Viel interessanter ist eigentlich, wie der Mensch etwas sagt, warum er es sagt und was er nicht sagt. Dies herauszuarbeiten, ist die eigentlich spannende Aufgabe des Journalisten. Ebenso wichtig ist es für den Software-Architekten, herauszuarbeiten, warum die Software-Architektur so gewählt wurde und was – hoffentlich ganz bewusst – nicht in die Architektur eingeflossen ist. Auch wenn es vordergründig langweilig und unnötig erscheint, lohnt es sich, auf der Suche nach dem Warum und den Hintergründen sowohl Politiker zu interviewen als auch Software-Architektur zu dokumentieren – wenn es gut gemacht ist.