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OMG Infoday 2011

Am 26.10. lud die Object Management Group (OMG) gemeinsam mit der camunda services GmbH zum OMG Infoday 2011 nach Darmstadt.

Die OMG, bekannt für Industriestandards wie UML und CORBA, ist ebenfalls Schöpfer der „Business Process Model and Notation“, BPMN, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Und im Zeichen eben dieser BPMN sollte der OMG Infoday 2011 stehen.

Begrüßung und Keynote

Jakob Freund, Autor des „Praxishandbuch BPMN 2.0“, eröffnete die Konferenz mit einer Begrüßung und dem Statement, BPMN habe inzwischen die Hype-Phase und das darauffolgende Tal der Ernüchterung hinter sich gelassen und einen gewissen Reifegrad erreicht, was sich in gesundem, aber nicht überproportionalem Wachstum widerspiegele. So erfreute sich BPMN, nach Umfragen in der bpm-netzwerk.de-Community, in den Jahren 2009 bis 2011 eines 41%-igen Wachstums in Bezug auf Praxiserfahrung der Community-Mitglieder. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum wuchs das Interesse an UML und an EPK jeweils nur um 27%. Grund genug also, den OMG Infoday 2011 in das Zeichen des Business Process Managements zu stellen.

Die Keynote wurde von Andrew Watson gehalten, dem Vice President und Technical Director der OMG. Nach einigen Daten und Fakten über die OMG selbst und deren Tätigkeitsfelder, ging Andrew im Detail auf die BPMN ein und schilderte die Tätigkeiten der OMG auf diesem Gebiet. Zu guter Letzt gab es noch einen Ausblick auf zukünftig zu erwartende Standards der OMG. Dieser fiel für meinen Geschmack leider etwas kurz und oberflächlich aus, zumal auf der Agenda der OMG durchaus spannende Themen stehen, wie etwa Case Management, der Modellierung von sich nicht wiederholenden Ad-hoc-Tätigkeiten, die sich nicht in Prozessmodelle gießen lassen.

BPM(N) in der Praxis

Aber keine Zeit, dem nachzutrauern, es folgten schnell die ersten Vorträge von Unternehmen, die ihre Erfahrungen bei der Einführung und Anwendung von BPM schilderten. Themen waren die BPM-Initiative bei der 1&1 Internet AG, die das Modellieren der Prozesse allen Mitarbeitern freigegeben haben. Ein Team von internen Trainern schult die Mitarbeiter bei Interesse in BPMN. Spannend zu hören, dass dieser Weg erfolgreich ist, und bei allen ein hohes Verständnis für die Prozesse schafft. Bei ATLAS, dem automatisierten Aufuhrverfahren des deutschen Zolls, gibt es Dutzende Varianten alleine des „Happy-Paths“. Zuletzt wurde das Zusammenspiel von BPMN und UML unter agilen Bedingungen, bei denen auch noch User Stories eine Rolle spielen, thematisiert und aufgezeigt, wie Prozessmodelle und UML-Diagramme zur Ergänzung von User-Stories beim Requirements-Engineering zum Einsatz kommen können.

Es war sehr interessant zu sehen, mit welchen Problemen und Herausforderungen Unternehmen bei Umsetzung ihrer BPM-Initiativen zu kämpfen haben und wie sie diesen begegnen.

Thinktank

Nach der Mittagspause stand dann der BPM-Thinktank auf dem Programm. Es entstand eine offene Diskussion darüber, was der BPMN-Standard leisten sollte (und es bisher nicht tut) und wo heute Schwachstellen sind. Als Beispiel hierfür wurde die Definition von Metadaten genannt, die in zukünftigen Versionen des Standards verbessert werden könnte, um Simulation schon in der Spezifikation besser zu unterstützen. Andere Schwächen erkannte das Plenum bei der Verknüpfung von BPMN-Modellen mit anderen Repositories, wie zum Beispiel dem Service-Repository einer SOA. Die Anregungen wurden von Jakob Freund von camunda, die als „influencing member“ der OMG direkten Einfluss auf die Entwicklung des Standards hat, mit großem Interesse aufgenommen.

OCEB-Zertifizierung

Als letzten Programmpunkt stellte Matthias Schrepfer die OCEB-Zertifizierung der OMG vor. Dahinter verbirgt sich eine mehrstufige Zertifizierungsreihe bis zum „OMG Certified Expert in Business Process Management – advanced (IT oder Business)“. OCEB ist die einzige von der OMG zertifizierte Weiterbildungsmaßnahme im BPM-Umfeld, und sie ist weltweit anerkannt. Mehr zu der OCEB-Zertifizierung gibt es bei der OMG.

Fazit

Zusammenfassend war der OMG Infoday 2011 ein sehr interessanter und abwechslungsreicher Tag mit anschaulichen Vortägen aus der BPM-Praxis. Einzig von der OMG hätte ich bei dieser Konferenz in Hinblick auf aktuelle und zukünftige Tätigkeiten etwas mehr Tiefe erwartet – aber dann hätte ein Tag vermutlich auch nicht ausgereicht. Insofern war der BPM Infoday 2011 ein gelungener Tag für alle, die sich im BPM-Umfeld tummeln und dabei mit BPMN zu tun haben und ein schönes Forum, um Erfahrungen auszutauschen und andere Sichtweisen kennenzulernen.

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Über den Autor

Ich bin Senior Consultant bei Holisticon und beschäftige mich dort vor allem mit BPM/SOA und Themen rund um Prozessorientierung und -automatisierung. Dabei interessieren mich besonders alle Dinge an der Schnittstelle zwischen Business und IT.

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