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Wie agil darf ein Vortrag sein?

Ist es schlimm, wenn man (noch dazu als agiler Berater) seinen vorgefertigten Zeitplan bei einem Workshop nicht einhält?

Letzte Woche hatte ich einen Workshop bei einem unserer Kunden. Thema: Lean und agil mit Scrum. Ein Vorbereitungstermin mit Foliendurchsicht beim Auftraggeber führte schon mal zu dem einen oder anderen Änderungswunsch an der Reihenfolge der Themen.

Der Workshop dauerte drei Stunden und wurde erfreulicherweise immer wieder durch angeregte Diskussionen unterbrochen. Am Ende hatten wir dann nur ca. zwei Drittel der Themen geschafft. Im Blitzlicht zeigten sich alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis und hatten richtig Lust, sofort mit dem ersten Scrum-Projekt anzufangen.

Meine Nachfrage beim Gesamtprojektkoordinator, ob er denn ebenfalls mit dem Workshop zufrieden war, obwohl wir nicht all das geschafft haben, was wir uns vorgenommen hatten, ergab die erstaunliche Antwort:

„Hey, wir haben vorher durch Änderung der Reihenfolge eine Priorisierung der Themen vorgenommen, dann während der Vortrags lebhaft diskutiert (Kommunikation!), die Timebox gut eingehalten, die unwichtigeren Dinge am Ende weggelassen, das Ziel erreicht und die Option über einen Folgetermin offen gehalten. Wenn das nicht Scrum ist, dann weiß ich nicht, was es ist!“.

So gesehen war es ein agiler Workshop in mehrerlei Hinsicht, der erfolgreich war und dazu noch eine Menge Spaß gemacht hat. Was kann man mehr wollen als agiler Berater?

Mein absolutes Highlight im Blitzlicht war jedenfalls der Teilnehmer, der als Feedback gab: Ich komme aus der ehemaligen Sowjetunion, und ich werde grundsätzlich sofort misstrauisch, wenn 99,9% der Menschen etwas toll finden. Habe ich etwa übertrieben bei der Beschreibung der Vorteile von Scrum? ;-)

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Über den Autor

Als klassischer Projektmanager (GPM), Certified Scrum Professional, Professional Scrum Master, Agile Project Management Practitioner, agiler Coach und Trainer vereine ich verschiedene Sichtweisen des Projektmanagements und helfe damit insbesondere größeren Unternehmen, die traditionell eher klassisch aufgestellt sind, bei der Einführung in die agile Denkweise und bei der erfolgreichen Durchführung auch großer agiler Projekte.

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